Die Denkfabrikantin - Wortdruck von Lotte Lorem
Großstadtblues
Es geht schon wieder los. Es ist fingerkuppenabfriermäßig kalt! Der Winter steht nicht nur einfach vor der Tür und wartet geduldig auf den geeigneten Zeitpunkt höflich zu klingeln (wie zum Beispiel an Weihnachten), sondern hat diese einfach mal mit einem beherzten Tritt aus den Angeln gehoben. Damit hat er den Bogen nach meiner Empfindung eindeutig überspannt und einen grandios unsympathischen ersten Auftritt hingelegt.

Denn statt bei strahlendem Sonnenschein in drei Lagen Wollkleidung gemummelt gemütlich durch den Park (oder sonstwo entlang) zu flanieren, ein heißer Pott Milchkaffee in den behandschuhten Händen, musste ich mich heute durch eine dicke Nebelwand und Nieselpieselregen kämpfen. Den missmutigen Gesichtern der anderen frierenden Menschen auf der Straße nach zu urteilen, war ich nicht die einzige, die nur semi-begeistert war.

Klar könnt ich mir einfach ein dickes Buch schnappen, Tee kochen und mich in meinen Erkersessel werfen. An sich ja das Universalrezept an einem solchen Tag. Aber momentan weniger reizvoll. Denn zur Zeit teile ich mir schließlich meine Wohnung mit den Essiggurken-Überbleibseln (siehe „Die Schizophrenie des Gestern“) und die verhageln mir eindeutig noch mehr meine Laune. Die berühmte Zwickmühle. Aber vielleicht finden die Essiggurken und ich ja noch eine Lösung hinsichtlich unseres derzeitigen WG-Problems. Wünschenswert wäre es jedenfalls. Ich bin gespannt, wie lange mein Untermieter gedenkt zu bleiben.

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