Die Denkfabrikantin - Wortdruck von Lotte Lorem
Wir müssen einfach anerkennen, dass wir alle hochgradig bekloppt sind.


Das war ein Satz unter vielen, heute Abend, in meiner mit Nikotinschwaden verschwummerten Küche. Ein Satz, der nicht einfach verpufft ist wie viele andere. Nee. Peng! Da war er nun.

Ein Satz, der lapidar aber mit Schmackes daherkam. Ein Satz, der es einfach mal auf den Punkt bringt ohne sülziges Drumherumgeseiere. Und ein Satz, der nicht aus meinen Gehirnwindungen durch das Sprachzentrum in meine Küche geschmissen wurde, sondern aus denen von meiner Freundin, um ehrlich zu sein. Obwohl ich zu gerne den allgemeinen Respekt für diese glorreiche Erkenntnis einheimsen und einen weiteren Haken auf meiner persönlichen Cleverness-Liste setzen würde. Mist.

Denn ich finde ihn clever, diesen Satz. Ein Satz, mit dem man die Verantwortlichkeit für falsche oder sich im Nachhinein als mega-unrichtig entpuppende, doofe, verwirrte Entscheidungen, die mindestens semi-geile und maximal komplett-beschissene Konsequenzen haben, einfach abstreifen kann. Man ist schließlich bekloppt. Gaga. Unzurechnungsfähig.

Mir gefällt das, zu denken die eigene Beklopptheit spricht einen von allen Anklagepunkten frei. Ist so bequem. Irgendwie kuscheligmuschelig. Könnt man sich glatt hineinlegen. Man muss sich das mal überlegen, quasi eine Universal-Entschuldigung für alles und jeden und immer. Denn es betrifft nicht nur uns arme Hascherl, meine Freundin und mich, die wir da um meinen verlotterten Kneipentisch hockten. Nee. Es ist eine Art gesellschaftsfähiges Defizit, keine peinliche mentale Missbildung eines Einzelnen. Wir sind also doch alle Brüder im vermurksten Geiste.

Und wenn man jetzt mal weiter denkt, kommt man zum Schluss zu einer weiteren ruhmreichen Erkenntnis. Alle depperten Geschichten der persönlichen Biographie hätten gar nicht anders laufen können, da die letzten funktionstüchtigen Hirnzellen, die die Ratio beherbergen, von dem dicken Beklopptheitsklops zermatscht wurden, der nach dieser Orgie das Steuer ergriffen hat. Eine höhere Gewalt sozusagen. Da sind einem die Hände gebunden.

Hach, wie wundervoll einfach das doch manchmal ist.

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